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Bilac 2024

By 15. September 2024September 26th, 2024Bilac

Das grosse Ruderfest wieder einmal zu Besuch auf der Aare!

Die ungünstigen Windprognosen auf den Seen für Samstag, 14. September bewogen das OK am Freitag, die Bilac nach Solothurn auf die Aare zu verschieben. Nach diesem gezwungenermassen kurzfristigen Entscheid wird jeweils mit einer logistischen Meisterleistung der ganze eigentlich für Biel konzipierte Anlass in Solothurn beim Pier11 aufgebaut. Zudem müssen die Teams von 80 bis 100 Ruderbooten und alle Helfer*innen rechtzeitig informiert werden.

Das Rennen
Das Boot Joran vom Seeclub Biel überquerte nach 36 Kilometern als erstes die Ziellinie, das Team ruderte ziemlich locker mit einem komfortablen Vorsprung von 5 Minuten auf die Verfolger. Herzliche Gratulation!

Die Ehre des SRC rettete das Dreierteam Terzettino, welches auf Rang 22 ruderte. Top Leistung, auch euch ein grosser Applaus. Die anderen zwei gemeldeten SRC-Boote hatten sich nur für die Seestrecke angemeldet. Ihre Teams leisteten in Solothurn einen willkommenen Einsatz als Helfer*innen! Ihnen allen ein herzliches Dankeschön, sind sie doch an diesem Tag von sehr früh bis spät im Einsatz.

Das Rennen konnte bei fast idealen Bedingungen durchgeführt werden. Allerdings war die Strömung mit 350 m3/Sek. ziemlich hoch und auf dem Rückweg verlangte die zunehmende Bise den Ruder*innen alles ab.

Reportage
Und hier kommt die gekürzte Rennreportage von Terzettino-Schlagmann Patrick Teuscher. Ihr merkt sicher, dass das wichtige Kapitel 1 fehlt. Darin geht es um zwischenmenschliche Probleme und Soziales (oder eben Asoziales). Lest alles im nächsten Ruderblatt Nr. 127. Vielen Dank Patrick!

Unterwegs mit dem Fliegenden Holländer und dem Bären

Die Bilac findet auf der Aare statt. 77 Boote sind am Start. Ganz hinten im international besetzten Feld nähert sich vom Bootshaus das einzige Solothurner Boot: der wankelmütige Terzettino mit drei alten, weissen Männern.

Zum Glück waren zwei Geheimwaffen an Bord: In der Mitte Alex Ringenbach, am Steuer Remo Fluri. Nach Geburtswehen in der Gruppenbildungsphase und nach einem passablen Start trafen wir in der Altreukurve auf Gilles in seinem Skiff «L’Ours» (der Bär) und den aus Toulouse angereisten Bertrand im Skiff «Bebert». Dazu einen durchtrainierten Fünfer-ohne aus Thun, den Fliegenden Holländer. Mit ihnen lieferten wir uns in den nächsten zwei Stunden ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Womit wir bei Kapitel 2 wären.

Kapitel 2: Der Heimvorteil
Wer noch nie ein Langstreckenrennen gerudert ist, kann sich vielleicht nicht vorstellen, dass man in einem Feld von 77 Booten schnell einmal unter sich ist. Was weit vorne oder weit hinten passiert, interessiert nicht. Nur was deine unmittelbaren Gegner tun, behältst du besser im Auge. Oder sie besser dich, denn wir hatten Heimvorteil. Auf den Geraden machten wir nicht viele Längen gut, aber wir kannten die Kurven und wussten, wann wir sie wie anfahren sollten. Alex Ringenbach hatte letztes Jahr den Altreubecher geholt (=Geheimwaffe) und keuchte: «Kurve schneiden!». Worauf sich Remo zum Kurvengott erhob und uns mit seinen halsbrecherischen Manövern in jeder Kurve vor drei neue Boote schob. Dann meldeten sich die Waden.

Kapitel 3: Offene Fragen
Vor dem Bootshaus hatte uns Headcoach Johny beiseite genommen und uns drei Fragen gestellt. «Männer», sagte er, «überlegt euch, wann ihr esst und trinkt, was ihr tut, wenn einer nicht mehr rudern kann und was, wenn ihr realisiert, dass mehr drin läge.» Wir entschieden uns, alles auf uns zukommen zu lassen  Kurz: Wir hatten keinen Schimmer. Das Gute war, dass ich die Fragen bereits beim Einwassern vergessen hatte und mein Hirn bis Altreu damit beschäftigt war, sich daran zu erinnern. So verflogen die acht Kilometer bis Altreu im Nu. Wir überholten Boot für Boot. Dann meldeten sich, wie gesagt, die Waden.

Kapitel 4: Den Flow spüren
Als Schlagmann bin ich für einschläfernd tiefe Schlagzahlen berüchtigt. Ich bin der Meinung, der Druck auf die Beine bringt mehr als eine hohe Schlagzahl, wobei beides zusammen natürlich das Non-plus-ultra wäre. Der Beinstoss ist aber nur dann effektiv, wenn die Muskeln das Unterfangen mittragen. Fehlanzeige. Auf den Geraden griffen Bebert und L’Ours an, in den Kurven machten wir Längen wett. Der Fliegende Holländer, mit den hiesigen Gewässern gänzlich unvertraut, spulte einige Kilometer mehr ab als wir und blieb uns trotzdem auf den Fersen. Coach Alex wies uns an, wie wir das Boot stabilisieren sollten, um so in einen Flow zu kommen. Woher er die Kraft hatte, überhaupt noch einen geraden Satz zu sagen, bleibt sein Geheimnis. Bebert und L’Ours kamen besser in den Flow und überholten. Zwar brannten die Waden, doch nun waren sie die Gejagten. Der Fliegende Holländer klebte uns am Hintern.

Kapitel 5: Die Wende und das Auftanken
Unter der Brücke von Büren brachte uns die starke Strömung aus dem wenigen Flow. Dann kam die Boje, sprich die Wende, Bebert kenterte vor uns. Keine Zeit zum Durchatmen, l’Ours und der Holländer drückten von hinten. Ausgerechnet, als wir etwas zu uns nehmen mussten. Johny hatte uns eingeschärft, jede Stunde etwas zu trinken. Aber sobald wir etwas langsamer wurden, «frassen» uns die anderen. Wir leerten unsere Powergels in einem Zug, für meine Banane fand ich keine Zeit. Trotzdem flogen der Holländer und L’Ours an uns vorbei. Die Gels brachten die Kraft zurück. Wir nahmen die Verfolgung auf, überholten den Holländer. Doch auch der Schmerz in den Beinen meldete sich zurück, diesmal heftiger. Vielleicht hätten wir Kapitel 1 doch anders bewältigen sollen.

Kapitel 6: Over and out
Auf der Rückfahrt kam Wind auf, die Wellen machten uns zu schaffen. Der seeerprobte Fliegende Holländer holte schon wieder auf, Gilles in seinem L’Ours drückte sich dem Ufer entlang. Meine Sehnen glühten. Ich verfluchte das Rennen, das Rudern, das Geschaukel, das Boot. Wir hielten stand, schnappten uns L’Ours in Altreu und schossen nach drei Stunden und 16 Minuten als zweiundzwanzigste über die Ziellinie. Der gekenterte Bertrand in seinem Bebert wurde danach als Pechvogel des Rennens geehrt.
Eigentlich verrückt, wie man mehrere Stunden mit anderen Ruder*innen um Zentimeter ringt und erst auf der Rangliste sieht, wer es eigentlich war. Wir haben nicht Hallo gesagt und konnten uns auch nicht verabschieden. Ich könnte heulen. Es fehlt aber gerade ein bisschen die Kraft.

Weitere Infos und Bilder auf der Bilac-Website

Von oben

  • Team Terzettino mit v.l. Patrick Teuscher, Remo Fluri, Alex Ringenbach
  • Siegerteam Seeclub Biel
  • Terzettino kurz nach dem Start
  • Drei Impressionen vom Rennen
Bilder Fotogalerie Bilac, Markus Schwab, Annemarie Tuma

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